Das MotoGP-Wochenende in Le Mans könnte für Marc Marquez nicht abwechslungsreicher verlaufen. Am Freitag hatte er noch Schwierigkeiten mit der Konkurrenz um Jorge Martin, Francesco Bagnaia und Co. mitzuhalten, nach seinem verpassten Direkteinzug ins Q2 sprach er dann vom ersten wirklich durchwachsenen Trainingstag auf der Gresini.

Das Qualifying am Samstagvormittag hielt ebenfalls keinen Erfolg für den achtfachen Weltmeister bereit, als er es nach einem Sturz nicht schaffte, das Q2 zu erreichen. Von Startplatz 13 zeigte Marquez dann im Sprint aber eine beeindruckende Aufholjagd, die auf dem Podium endete. Schlüssel zum Erfolg war einmal mehr eine perfekte erste Rennrunde.

Zunächst überholte Marquez noch in der Beschleunigungsphase vor der ersten Kurve die Herren Bastianini, Bagnaia, Morbidelli und Oliveira. Dann setzte er in Kurve drei zu einem mutigen Überholmanöver auf der Außenseite an. Der 31-Jährige konnte somit noch im ersten Sektor Fabio Quartararo, Jack Miller und Pedro Acosta hinter sich lassen. In Kurve sechs schob er sich dann kurzerhand noch an Fabio Di Giannantonio vorbei. Noch vor Ablauf der ersten Runde attackierte er Maverick Vinales erfolgreich für Platz vier. Später spülten ihn die Long-Lap-Strafen Espargaros und Bezzecchis Sturz noch auf Rang zwei vor.

Marc Marquez glücklich: Gezeigt, dass ich mit den Schnellsten mithalten kann

Auf die Frage, ob er eine derartige Aufholjagd in einem kurzen Sprintrennen für möglich gehalten hatte, entgegnete Marquez: "Nein, auf keinen Fall. Ich habe nicht einmal daran gedacht Zweiter zu werden. Das Ziel, was ich mit dem Team abgesprochen hatte, war P7 oder P8. Das Problem war ja nicht die Rennpace, die war da. Aber gestern und auch heute im Qualifying haben wir einen Fehler gemacht und hatten etwas Pech mit gelben Flaggen."

Auf der Außenseite ließ Marquez in Kurve drei Miller, Quartararo und Acosta hinter sich, Foto: LAT Images
Auf der Außenseite ließ Marquez in Kurve drei Miller, Quartararo und Acosta hinter sich, Foto: LAT Images

"Ich konnte dann im Rennen in einigen Runden das Tempo von Martin und Marco Bezzecchi mitgehen, die heute die Schnellsten waren. Das war beeindruckend und macht mich sehr glücklich", zeigte sich Marquez nach dem Sprint überwältigt.

Kann Marc Marquez die Aufholjagd im Grand Prix wiederholen?

Marquez konnte bei genauerer Analyse das Tempo seiner Vordermänner aber nicht nur in einzelnen Runden mitgehen, sondern über die gesamte Sprintdistanz. Nach der ersten Runde betrug sein Rückstand auf den Führenden Martin 2,077 Sekunden. Zum Rennende nach 13 Runden waren es 2,280 Sekunden. Martin und Marquez sind pace-technisch also praktisch auf identischem Level unterwegs gewesen.

Auch am Sonntag wird Marquez damit gute Chancen haben, noch um das Podium zu kämpfen. Die Frage wird nur sein, wie viel Zeit die Nummer 93 im Verkehr der ersten Runden verlieren wird. "Das wird morgen schwierig werden, diesen Start zu wiederholen, weil er heute einfach perfekt war. Ich werde morgen garantiert nicht nach der ersten Runde wieder Vierter sein", war sich Marquez im Ausblick auf den Grand Prix schon sicher.

Zudem spielt auch das Wetter noch eine entscheidende Rolle. Bisher erstrahlte der Bugatti Circuit in Le Mans über das gesamte Wochenende im Sonnenschein unter wolkenlosem Himmel. Es sind eher untypisch warme Temperaturen, welche die MotoGP-Stars im Nordwesten Frankreichs gar nicht gewohnt sind. Zum Grand Prix am Sonntag könnte sich das aber ändern, da der ursprünglich für Montag vorhergesagte Regen nun doch schon früher eintreffen könnte. "Der Regen könnte mir auf Platz 13 natürlich helfen. Aber er kann eben dein engster Verbündeter sein oder dein größter Feind. Unabhängig davon was morgen passiert, bleibt das Potenzial, welches wir haben und wieder zeigen konnten. Ich werde heute ruhig schlafen, weil mir das niemand mehr nehmen kann."