Porsche triumphiert beim Heimrennen: Antonio Felix da Costa hat das erneut chaotische zweite Rennen der Formel E in Berlin an diesem Wochenende gewonnen und bescherte Porsche damit den ersten Sieg überhaupt auf heimischen Boden. Der Portugiese setzte sich, von Platz zehn gestartet, gegen Samstagssieger Nick Cassidy vom Jaguar-Werksteam durch, der damit seine WM-Führung ausbaute. Cassidy sicherte sich zugleich den Punkt für die schnellste Rennrunde in den Top-10. Das Podium komplettierte nach Start von Position 15 Oliver Rowland (Nissan).

Für Felix da Costa ist es der neunte Sieg bei seinem 122. Start in der Elektro-WM. Auf der Strecke ist es für den Formel-E-Champion von 2020 bereits der zweite Sieg im Jahr 2024. Doch sein Samstagssieg in Misano wurde Felix da Costa kurz danach aufgrund eines technischen Verstoßes aberkannt. Porsche ging gegen die Stewards-Entscheidung in Berufung, das Verfahren ist noch nicht abgeschlossen. Es wird nach Informationen von Motorsport-Magazin.com am 07. Juni 2024 ab 09:00 Uhr vor dem Internationalen Berufungsgericht im Pariser Hauptquartier der FIA am Place de la Concorde entschieden. "Das ist ein emotionaler Sieg. Hoffentlich können wir diesen behalten", sagte ein befreiter Felix da Costa nach Rennende.

Formel E Berlin II 2024: Highlights und Zusammenfassung (09:00 Min.)

Wieder Energiespar-Schlacht in Berlin

Für den Neuseeländer Cassidy ist es das 19. Podest seiner Formel-E-Karriere, Rowland steht nach dem Samstagsrennen erneut als Dritter auf dem Podium und sammelt damit bereits das sechste Podest der Saison - die Hälfte seiner Formel-E-Podien überhaupt.

Bereits vor dem Rennen gab es Neuigkeiten aus Deutschlands Hauptstadt, wo an diesem Sonntag zum 20. Mal ein Formel-E-Rennen ausgetragen wurde. Wie Motorsport-Magazin.com in Berlin vom Regierenden Bürgermeister Kai Wegner exklusiv erfuhr, wurde der Vertrag Berlins mit der Formel E verlängert. Alle Details lest Ihr in diesem Artikel:

Obwohl das Rennen am ehemaligen Flughafen Berlin-Tempelhof am Sonntag auf dem Papier mit zwei Runden weniger angesetzt war als der Samstagslauf, war es über weite Strecken wie erwartet erneut eine Energiespar-Schlacht. Die Piloten an der Spitze lieferten sich einen verrückten und engen Kampf, wobei oftmals mehrere Autos nebeneinander die Kurven durchfuhren.

Pascal Wehrlein und Jake Dennis kollidieren mehrfach

Nachdem Felix da Costa in der 34. Runde ein letztes Mal die Führung übernommen hatte, setzte sich der 32-Jährige vier Runden vor Schluss zunächst zunehmend vom restlichen Feld ab, musste sich in den Schlussrunden jedoch noch gegen den heranstürmenden Cassidy verteidigen. Schlussendlich überquerte Felix da Costas 99X die Ziellinie mit 0,691 Sekunden Vorsprung auf den Jaguar.

Hinter den Top-3 sortierten sich Lokalmatador Pascal Wehrlein im zweiten Werksporsche und Jake Dennis im Kunden-Porsche von Andretti ein. Die beiden Piloten bekämpften sich das gesamte Rennen über mit harten Mitteln. Schon in der ersten Runde wurde Wehrlein von Dennis-Teamkollege Nato in die Mauer gedrückt, in Runde 20 berührten sich schließlich auch Wehrlein und Dennis in Kurve 7. In Runde 29 und 32 kam es erneut zur Kollision. Wehrlein und Dennis machten bereits in der vergangenen Saison häufig mit Kontakten auf der Strecke und verbalen Schlagabtäuschen abseits der Strecke auf sich aufmerksam. Auch in dieser Saison kamen sich die beiden Piloten in Sao Paulo und Tokio gegenseitig in die Quere.

Maximilian Günther nach Unfall mit Handverletzung

Für den zweiten Lokalmatador Maximilian Günther komplettierte der Sonntag in Berlin ein völlig gebrauchtes Rennwochenende. Wie am Samstag endete das Rennen des Allgäuers in der Mauer. In Kurve 2 kollidierte Günther mit dem Heck von Nato, wobei sich der Frontflügel an seinem Maserati-DS löste. Günther konnte einen Mauereinschlag zwar vermeiden, wurde jedoch auf den letzten Platz durchgereicht, kam an die Box und musste das Rennen vorzeitig beenden. Der Vorfall löste in der elften von schlussendlich 41 Rennrunden eine Safety-Car-Phase aus.

Dabei zog sich Günther auch eine Verletzung an der Hand zu. Diese traten in den vergangenen Jahren immer wieder in der Formel E auf, zuletzt in Monaco zog sich Sam Bird (McLaren-Nissan) einen Knochenbruch zu. Diesbezüglich gab Andreas Günther, Vater von Maximilian Günther, gegenüber Motorsport-Magazin.com jedoch Entwarnung. Nach Untersuchungen im Medical Center durch Mediziner und Günthers Physiotherapeut, sähe es derzeit eher nach starken Prellungen aus. Ein Besuch im Krankenhaus sei Andreas Günther zufolge vorerst nicht vorgesehen.

Drei Fahrer mit bestem Ergebnis der Formel-E-Karriere in den Punkten

Hinter Wehrlein und Dennis beendete Cassidy-Teamkollege Mitch Evans das Rennen auf Platz sechs. Der Neuseeländer hatte bis wenige Runden vor Schluss auf einem Podestplatz gelegen, fiel jedoch zunächst hinter den Teamkollegen und nach einem Verbremser in Runde 40 auch hinter Dennis und Wehrlein zurück.

Auf P7 reihte sich Günther-Teamkollege Jehan Daruvala ein, der das beste Ergebnis seiner bisherigen Formel-E-Karriere erzielte. Dahinter folgten Taylor Barnard (McLaren-Nissan) und Joel Eriksson (Envision-Jaguar), die an diesem Wochenende beide die eigentlichen Stammfahrer ihrer Teams vertraten. Auch für Barnard und Eriksson ist es das beste Resultat ihrer jeweiligen Formel-E-Karrieren. Die Top-10 schloss der von Position neun gestartete Jean-Eric Vergne im DS Penske ab.

Das deutsche Team Abt-Cupra verpasste nach einem unglücklichen Samstagsrennen auch am Sonntag die Punkteränge. Lucas Di Grassi verpasste diese auf Position elf mit 0,847 Sekunden auf Vergne denkbar knapp. Kelvin van der Linde, der an diesem Wochenende Stammfahrer Nico Müller vertrat, beendete das zweite Berlin-Rennen auf dem 15. Platz.

Für das zweite Safety-Car des Rennens sorgte in der 25. Runde eine Kollision zwischen dem von Platz drei gestarteten Nato und Sacha Fenestraz. In Kurve 3 versuchte Nato mit einem späten Manöver auf der Innenseite des Nissan-Piloten vorbeizugehen, wobei dem Franzosen jedoch der Platz ausging und beide Fahrzeuge verkeilt in Richtung Mauer abbogen. Während Nato das Rennen fortsetzen konnte, war der zweite Berlin ePrix für Fenestraz beendet. Nato erhielt für die Aktion eine Zeitstrafe in Höhe von zehn Sekunden. An dem punktlosen Rennen des 31-Jährigen änderte dies jedoch nichts (P19).

Schon zuvor musste Fenestraz eine Berührung verzeichnen, bei der er jedoch noch vergleichsweise glimpflich davon kam. In Runde 20 versuchte Stoffel Vandoorne (DS Penske) ein spätes Manöver in Kurve 9, wobei der Belgier in Fenestraz fuhr und dabei sogar leicht abhob. Auch Vandoorne wurde für die Aktion bestraft und erhielt eine 5-Sekunden-Zeitstrafe.

Formel E 2024: So geht es weiter

Das nächste Rennwochenende der Formel E steht in zwei Wochen (25./26. Mai 2024) an. Dann geht die Elektro-WM nach mehr als fünf Jahren nach China zurück und gibt ihr Debüt auf dem Formel-1-Kurs in Shanghai. Zuvor findet am Montag in Berlin noch der offizielle Rookie-Test der Formel E statt. Der deutsche TV-Sender DF1 zeigt die Rennen live im Free-TV. In Österreich strahlt der Privatsender ServusTV die Rennen der Formel E aus. 2024 stehen 16 Rennen an zehn Wochenenden im Rennkalender.

Formel E 2024: Tabelle nach 10/16 Saisonrennen

Pos.FahrerTeamPunkte
1Nick CassidyJaguar140
2Pascal WehrleinPorsche124
3Oliver RowlandNissan118
4Jake DennisAndretti-Porsche102
5Mitch EvansJaguar97