Zu Jahresbeginn hat sich Haas von seinem langjährigen Teamchef Günther Steiner getrennt. Eine Trennung, die zunehmend schmutzig wird. Nachdem Steiner das Team vor wenigen Tagen auf ausstehende Zahlungen verklagte, schlägt sein ehemaliger Arbeitgeber nun mit einer eigenen Klage zurück.

Am 03. Mai reichte Haas vor einem kalifornischen Gericht eine Klage wegen angeblicher Markenrechtsverletzung ein. Die Anschuldigungen drehen sich um Steiners 2023 veröffentlichtes Buch 'Surviving to drive', in dem er sein Jahr 2022 in der Formel 1 chronologisch nacherzählt. Steiner und sein Verlag Ten Speed Press sollen rechtswidrig markenrechtlich geschützte Symbole von Haas verwendet haben.

Dabei geht es um die Fotos im Buch. An diversen Stellen zeigen diese Personen in Haas-Teamkleidung, oder das 2022er-Auto. Natürlich in allen Fällen mit Logos und Schriftzügen von Haas Automation. Das ist das vom Team-Eigentümer Gene Haas gegründete Werkzeug-Unternehmen.

Haas distanziert sich von Steiner: Nichts mit dem Buch zu tun

Steiner habe sich gegenüber Haas Automation nie um eine Genehmigung bemüht, um die markenrechtlich geschützten Logos und Schriftzüge zu nutzen, heißt es in der Klage. Dennoch würde Steiner sie im Buch und beim Marketing absichtlich zum alleinigen Zweck nutzen, um von "Haas Automations berühmtem Namen und seiner etablierten Konsumenten-Bekanntheit, Berühmtheit, von gutem Willen und Reputation" zu profitieren.

Haas will Steiner vorab über diese Ansicht informiert haben. Jedoch wurde nichts unternommen, wodurch man eine sofortige Klage als notwendig erachtet. Damit distanziert sich Haas von Steiners Buch: "Es ist wahrscheinlich, dass die Konsumenten entgegen der Fakten glauben, dass [das Buch] verkauft, autorisiert oder von Haas Automation anderweitig gesponsert wird, oder dass [Steiner und sein Verlag] auf irgendeine Weise von Haas Automation gesponsert oder unterstützt werden."

Steiner und Gene Haas bauten das F1-Team ursprünglich gemeinsam auf, Foto: Sutton
Steiner und Gene Haas bauten das F1-Team ursprünglich gemeinsam auf, Foto: Sutton

Einer Schätzung in der Klageschrift zufolge wurden bisweilen 150.000 Bücher verkauft, damit ein Umsatz von 4,5 Millionen US-Dollar erzeugt. Haas fordert nun Schadenersatz für die Urheberrechtsverletzungen, falsche Ursprungsdesignation und für unfaire Geschäftspraktiken. Weiters will man Kompensation für etwaige entstandene Kosten zum Ausräumen der verursachten Konfusion, und Zerstörung der betroffenen Produkte. Der Umfang des Schadenersatzes soll im Rahmen des Gerichtsverfahrens festgelegt werden.

In einem kurzen Überblick zum Fall schätzt die amerikanische Fachpublikation National Law Review, dass Steiner sich wohl mit dem im US-Urheberrecht häufig bemühten 'Fair Use', übersetzt 'Angemessene Verwendung', verteidigen könnte. Stark vereinfacht gesagt: Sind die Logos präsent, ohne eine Zusammenarbeit der Parteien zu suggerieren, wäre das erlaubt. In Steiners Buch sind die Logos zwar nur auf Fotos zu sehen, aber Haas Automation ist effektiv Titelsponsor des Formel-1-Teams und damit besonders prominent. Das macht die Lage unklar.

Zeitgleich verklagt Steiner wie angesprochen auch Haas. Hier ist das Szenario ins Gegenteil verkehrt: Steiner behauptet, dass Haas nach wie vor von seinem Ruf profitiere, etwa bei Merchandise und Werbematerial - ohne ihn dafür zu kompensieren. Mehr zu diesem Rechtsstreit gibt es hier: