Viel Zählbares ist bei McLaren in Miami noch nicht herausgekommen. Mit großem Update-Paket gestartet, zeigten Lando Norris und Oscar Piastri eigentlich mit Regelmäßigkeit an den ersten beiden Tagen augenscheinlich großes Potenzial. Doch sobald es in Q3 zur Sache ging, war von ihnen an der Spitze nichts zu sehen. So war es der Fall am Freitag im Sprint-Qualifying, so war es der Fall im Qualifying am Samstag.

Lando Norris knackte diesmal immerhin die Top-5, nachdem er am Vortag noch mit einer schlechten Runde auf P9 hängengeblieben und im Sprint nach einer Startkollision ausgefallen war. Trotzdem fehlen ihm 0,353 Sekunden auf die Pole. Piastri startet neben ihm aus der dritten Reihe. Eine seltsame Reifen-Strategie mit einem plötzlichen Medium-Angriff in Q3 ergänzt die verworrene McLaren-Vorstellung.

Die Reifen waren schon am Freitag ein Problem gewesen. Mit dem Soft schien man sich im Sprint-Qualifying deutlich schwerer zu tun. Auf dem Medium war Norris sogar schneller als die auf Soft gefahrene Pole-Zeit von Max Verstappen. "Wir hatten uns nach einer starken Leistung gestern mehr erhofft", gesteht Teamchef Andrea Stella dementsprechend auch nach dem Qualifying.

Warum begann Norris das Qualifying-Finale auf Medium?

Norris schien am Samstag im zweiten Qualifying des Wochenendes ernsthaft den Medium als einen Reifen für den Q3-Showdown in Erwägung zu ziehen. Als am Ende von Q2 keine Gefahr von hinten drohte, fuhr er schon zum ersten Mal mit einem gebrauchten Medium raus, um die Lage zu sondieren.

Auf der ersten Runde in Q3 versuchte er es dann mit einem frischen Medium-Satz - seinem letzten an diesem Wochenende. Die Strategie hat zur Konsequenz, dass er für den Grand Prix nun nur mehr einen frischen Satz Hard in der Garage hat. Will er Medium fahren, so muss er einen der gebrauchten aus dem Qualifying hernehmen.

"Der Medium funktionierte gut, aber offensichtlich nicht gut genug", so Norris' Einschätzung danach. Im zweiten Q3-Versuch wechselte er auf den bewährten Soft, besserte doch noch einmal nach und holte sich damit den fünften Platz. Rückblickend war diese Abfolge wohl ein Fehler: Die Strecke verbesserte sich nämlich in Q3 nicht mehr. Fast alle Spitzenpiloten hatten ihre beste Runde im ersten Umlauf markiert.

McLaren besser als das Qualifying-Ergebnis?

Auch Oscar Piastri, der in Q3 die bewährte Soft-Soft-Strategie fuhr, konnte sich im zweiten Anlauf nicht verbessern: "Die Strecke wurde einfach nicht besser. Ich denke, auf dem zweiten Versuch Zeit zu finden wäre schwierig geworden. Die Reifen sind extrem fragil. Sobald du ein bisschen zu viel pushst, ist es vorbei, selbst auf eine Runde."

McLaren-Fahrer Oscar Piastri
Oscar Piastri fuhr gleich zu Beginn mit Soft, Foto: LAT Images

Es geht nicht um Abnutzung, sondern um das Überhitzen. Bei hohen Temperaturen ist das Arbeitsfenster schmal, und sobald der Reifen in Miami auch nur ein bisschen überhitzt und rutscht, ist es vorbei. Und wenn die Strecke, wie in Q3, nicht mehr zulegt, sondern abbaut, verschärft sich das Rutschen und damit das Hitzeproblem.

Daher war auch die Medium-Idee bei Norris nicht komplett abwegig. Der Reifen ist robuster. Trotzdem aber langsamer, wenn man den Soft ins Arbeitsfenster bekommt. So bleibt ein Beigeschmack zurück: Wäre Norris den ersten Versuch auf Soft gefahren, hätte er womöglich von besseren Bedingungen profitiert und hätte weiter vorne stehen können. Die Konkurrenz verlor im zweiten Versuch nämlich teils mehrere Zehntel. Norris' Rückstand auf die Pole betrug am Ende nur 0,353 Sekunden.

McLaren in Miami ein Team vieler Fragezeichen

Mit den Startplätzen fünf und sechs sind die Hoffnungen für das Rennen nur grob umrissen. Norris fuhr im Sprint nach seinem Start-Crash keine einzige Runde. Piastri wurde Sechster, steckte aber fast vom Start bis ins Ziel gemeinsam mit Carlos Sainz hinter einem Pace-technisch deutlich langsameren Daniel Ricciardo fest. Das wahre Potenzial im Renn-Trimm ist unbekannt.

"Ich hatte gestern etwas mehr Vertrauen, wenn es darum geht, Zeit aus dem Auto rauszuholen", sorgt sich Norris nach dem Qualifying außerdem. "Ich weiß nicht - wir haben ein paar Änderungen am Auto vorgenommen. Schwer zu sagen, ob das die richtige Richtung war." Auch Piastri spricht nur in vagen Worten: "Ich denke, das Rennen wird vernünftig sein."