Red Bulls Verfolger haben sich für Miami mit Updates angekündigt, und zumindest McLaren hat nicht enttäuscht. Am Freitag lässt ein generalsanierter MCL38 in der Boxengasse die Hüllen fallen. Bei Mercedes fällt die erste größere Revision da im Vergleich dann doch deutlich kleiner aus. Die Gejagten Red Bull sparen nur ein paar Gramm ein, Ferrari hat gar nichts mit dabei. Auch bei den Racing Bulls gibt es größere Umbauten. Motorsport-Magazin.com hat alle Updates.

McLaren: Alle Augen auf das Auto von Lando Norris, heißt es. Da es ein Sprint-Wochenende ist, wagt es McLaren nicht, das volle Paket auf beide MCL38 zu schnallen. Denn es ist groß, die Test-Zeit dafür nur klein. Norris bekommt alle neuen Teile, Oscar Piastri nur einen Auszug. Es ist fast einfacher, jene Aero-Oberflächen zu nennen, die nicht modifiziert wurden. Heckflügel hat McLaren keinen neuen im Gepäck.

Der Rest des Autos wurde von vorne bis hinten durchgetaktet. Ein neuer Frontflügel soll den Luftfluss signifikant verbessern. Dieser trifft auf eine modifizierte Geometrie der Aufhängung und Vorderbremsverkleidung, dann auf einen neu geformten Lufteinlass des Seitenkastens. Der soll den neuen Zufluss der Luft optimal nutzen. Dahinter gibt es eine modifizierte Motorabdeckung. Die Seitenwand biegt sich jetzt nach innen, die Downwash-Rutsche und der Wulst am Rand sind anders. Kühlkiemen wurden neu angeordnet. Weiters gibt es eine für den neuen Luftfluss adaptierte Geometrie der Hinterradaufhängung inklusive Bremskühleinheiten.

Der alte und der neue Seitenkasten des McLaren MCL38 in Miami im Vergleich
Der neu geformte McLaren-Seitenkasten in Miami, Foto: LAT Images

Auch unter dem Auto hat sich viel getan. Hier gibt sich McLaren vage, spricht aber von einem "komplett überarbeiteten" Unterboden. Außerdem ist der Beam Wing neu. Die Last soll so zwischen Beam Wing und dem Heckflügel effizient ausgetauscht werden. Das hat jedoch primär streckenspezifische Gründe, ist nicht direkt ein Teil des restlichen Upgrades.

Auch wenn McLaren also einen Großteil der aerodynamischen Oberflächen am MCL38 neugestaltet hat, so hat Teamchef Andrea Stella wohl dennoch recht, wenn er davon abrät, das Update in seinem Ausmaß mit dem berühmten Österreich-Update des Vorjahres zu vergleichen, welches das Team damals ins Spitzenfeld katapultierte. Es handelt sich (zumindest oberflächlich) überall um Evolutionäres.

Der alte und der neue Frontflügel des McLaren MCL38 in Miami im Vergleich
Die McLaren-Frontpartie in China und in Miami, Foto: LAT Images
  • Frontflügel
    - verbesserte Kontrolle des Luftflusses
  • Vorderradaufhängung
    - neue Geometrie im Zusammenspiel mit Frontflügel
  • Vorderbremseinheit
    - neuer Kühleinlass und Winglet im Zusammenspiel mit Frontflügel
  • Unterboden
    - komplett überarbeitet
  • Seitenkasten-Einlass
    - neu geformter Einlass für neuen Zufluss
  • Motorabdeckung
    - neuer effizienterer Fluss zusammen mit dem Einlass, adaptierte Kühlkiemen
  • Hinterradaufhängung
    - adaptiert für neuen Zufluss und für Last der neuen hinteren Kühlschächte
  • Hinterbremseinheit
    - neue Geometrie profitiert von besserem Zufluss
  • Beam Wing
    - tauscht Last zwischen Beam Wing und Heckflügel

Mercedes: Hier läuft es effektiv auf einen in mehreren Bereichen überarbeiteten Unterboden hinaus. Der hat mehr Volumen in der Decke, und die Seitenkante ist neu gestaltet, mit zusätzlichen Leitelementen am dortigen Flügel, dem "Edge Wing". Das verbessert den Fluss zum Heck, zum Diffusor, und erhöht die Last.

Der alte und der neue Mercedes-Unterboden in Miami im Vergleich
Der sichtbare Teil des neuen Mercedes-Unterbodens mit mehr Elementen an der Kante, Foto: LAT Images

Sonst wurde nur der Anstellwinkel der vorderen Spurstange angepasst, um den Druck in der Spitze zu reduzieren. Streckenspezifisch werden Kühlkiemen addiert, und die Sehne des Frontflügel-Flaps wird für besseres Zusammenspiel mit Heckflügel mit geringerem Abtrieb optimiert.

  • Unterboden
    - mehr Volumen, neue Kante, neue Leitelemente am Edge Wing
  • Kühlkiemen
    - für Hitzerennen optimiert
  • Frontflügel
    - reduzierte Sehne für Low-Downforce-Spezifikation
  • Vorderradaufhängung
    - Winkel der Verkleidung der Spurstange angepasst

Red Bull: Die Weltmeister reisen entspannt nach Miami. Ihr erstes großes Update kam schon in Japan. Dieses wird nur minimal optimiert. Ein Teil der Halterung des Edge Wings" wird entfernt, nachdem man festgestellt hat, dass die Steifheit der gesamten Einheit auch ohne sie ausreichend ist. Das spart ein kleines Bisschen Gewicht.

  • Unterbodenkante
    - eine Halterung am Edge Wing entfernt

Aston Martin: Recht viel steht auf der Liste, aber nichts davon ist ein echtes Update. Ein weniger aggressives Frontflügel-Profil, eine kleinere Frontalfläche des Heckflügels, ein auf ein einzelnes Element reduzierter Beam Wing - alles Maßnahmen der generellen Abtriebs-Reduktion für einen Low-Downforce-Kurs. Ein verbreiterter Kühlauslass und die Einführung des dieses Jahr erlaubten Fahrer-Kühlschachtes sind der Florida-Hitze geschuldet.

  • Frontflügel
    - weniger aggressives Profil für weniger Abtrieb
  • Motorabdeckung
    - größerer Ausflussbereich für Kühl-Option
  • Heckflügel
    - kleinere Frontalfläche, weniger aggressive Profile für weniger Abtrieb
  • Beam Wing
    - einzelnes Element im Zusammenspiel mit dem restlichen Paket
  • Chassis-Lufteinlass
    - Fahrerkühlung

Racing Bulls: Neu sind nur Unterboden und Diffusor, aber laut CEO Peter Bayer im ORF konstituieren die Änderungen dort ein "großes Update". Beide Fahrer lieferten nach dem einzigen Training am Freitag positive Einschätzungen dazu ab.

  • Unterboden
    - Höhe und Form des Vorderbereichs adaptiert, Leitelemente dazu angepasst
  • Diffusor
    - Einlassbereich neu geformt
Racing Bulls-Fahrer Daniel Ricciardo
Die Racing Bulls glänzen in Miami auch in Sonderlackierung, Foto: LAT Images

Williams: Die Chassis-Krise ist vorbei, erstmals ist der Ersatzteil-Bestand in Miami voll aufgefüllt. Im Update-Rennen bleibt man jedoch im Rückstand, beginnt mit kleinen Brötchen. Eine neue Trimm-Option an der Oberkante des hintersten Frontflügel-Elements, wodurch man mehr Setup-Spielraum hat, kommt.

  • Frontflügel
    - neue Trimm-Option an der Oberkante des oberen Elements

Sauber: Heck- und Frontflügel werden für den geringeren Abtriebs-Bedarf von Miami verkleinert, das ist streckenspezifisch.

  • Frontflügel
    - kleineres Profil der oberen zwei Elemente
  • Heckflügel
    - kleineres Profil

Haas: Über mehrere Wochenenden verteilt baut Haas das erste große Update-Paket an den VF-24. Hinterbremse und Unterboden waren in China dran, in Miami folgt der Diffusor. Der wird aggressiv verbreitert und erhält einen kleinen Gurney an der Oberkante, um den Luftfluss besser zu kontrollieren.

  • Diffusor
    - Verbreiterung, neuer Gurney an der Oberkante

Zwei Teams haben nichts. Bei Ferrari wird das erste große Paket voraussichtlich beim Europa-Auftakt in zwei Wochen in Imola kommen. Bei Alpine verbessert man, was man hat. Der von Esteban Ocon in China gefahrene Unterboden wird optimistisch bewertet. Außerdem ist das Team damit beschäftigt, die bestehenden Teile leichter zu machen, um endlich ans Gewichtslimit zu kommen.

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