In Imola hat die Formel 1 für ein Wochenende Sebastian Vettel wieder zurück. Der Vierfach-Weltmeister im Ruhestand möchte nämlich 30 Jahre nach dem tragischen schwarzen Wochenende von Imola an die 1994 hier im Qualifying und im Rennen verstorbenen F1-Fahrer Roland Ratzenberger und Ayrton Senna erinnern. Damit begann er schon am Donnerstag. Er hat gute Gründe für diese emotionale Angelegenheit.

Imola 1994 ist für die Formel 1 schließlich einer der wichtigsten Momente überhaupt. Für Vettel ist es 30 Jahre später wichtig, auf zwei Aspekte der Geschichte hinzuweisen. An das Leben von Ratzenberger und Senna zu erinnern. Und weiter sicherzustellen, dass ihr Tod genauso nicht umsonst war - und die Formel 1 weiter an Sicherheit denkt.

30 F1-Jahre nach Ayrton Sennas Tod: Es war schockierend! (35:52 Min.)

Tod auf der Strecke nimmt mit: Auch Vettel hatte Angst

Denn die Formel 1 ist und bleibt gefährlich. Vettel gibt unumwunden gegenüber Motorsport-Magazin.com zu, dass er auch Angst hatte, ins Auto zu steigen: "Ja. Besonders ... 2014 in Japan war das ein ganz komisches Wochenende, und dann war da Zeit bis zum nächsten Rennen." Damals war Jules Bianchi im Japan-GP schwer verunglückt und hatte sich lebensgefährlich verletzt. An den Folgen starb er Monate später - der erste Todesfall seit Senna 1994. "Natürlich nimmst du die Gefahren des Motorsports zur Kenntnis, aber der Tod war nie wirklich präsent."

Auch der tödliche Unfall von Formel-2-Pilot Anthoine Hubert im Rahmenprogramm des Belgien-GP 2019, direkt nach dem Qualifying, ließ Vettel innehalten: "Ich erinnere mich an die Telefonanrufe, an das Gespräch mit meiner Frau. Dass ich mich gefragt habe, wie es noch Sinn macht, wieder ins Auto zu steigen. Letztendlich ist es aber das, was ich liebe, also entschloss ich mich zu fahren." Wie auch alle anderen F1-Piloten damals.

Gerade im modernen Motorsport, wo der Tod eben (glücklicherweise) so selten ist und so schnell in den Hintergrund gerät, sind solche Veranstaltungen zum Gedenken immens wichtig. "Wenn man sich ansieht, was danach passiert ist und was danach eingeführt wurde, dann sollte es nicht erst solche Ereignisse brauchen, um so etwas anzustoßen", meint Vettel. "Aber das ist das Gute an solchen dunklen Momenten. Wir kommen zusammen, versuchen die Dinge zu beschleunigen, auch wenn du dir davor vielleicht gedacht hast, dass es so sicher war, wie es nur sein konnte."

Sebastian Vettel spricht vor dem Senna-Memorial in Imola zu den F1-Fahrern Leclerc, Hamilton & Co.
Vettel und die F1-Fahrer machen vor der Ayrton-Senna-Statue halt, Foto: LAT Images

Es zeigt für Vettel auf, wie wichtig Fahrergewerkschaft, FIA, F1 und die Zusammenarbeit aller sind: "Alle Fahrer, die danach gekommen sind, haben von diesem Wochenende profitiert, so seltsam das auch klingt. Aber es war ein wichtiger Schritt, um Sicherheitsstandards und Maßnahmen einzuführen."

Vettel veranstaltet Gedächtnislauf und fährt McLaren-Showrun

Diesen Zusammenhalt im Fahrerlager konnte Vettel auch am Donnerstag in Imola mit dem von ihm angestoßenen Gedenkmarsch wieder erreichen. Trotz strömendem Regen versammelte sich das Feld zum Andenken in Senna-T-Shirts in der Startgeraden. Viele folgten Vettel für eine Laufrunde um den Kurs, mit kurzem Innehalten in Tamburello und vor Tosa, an den Unfallstellen von Senna und Ratzenberger, für das Befestigen von kleinen Schlössern am Zaun.

"Es ist wichtig sich daran zu erinnern, dass er einer von uns war", so Vettel, der auch den Menschen Senna und seine wohltätigen Aktivitäten in seinem Heimatland Brasilien hervorheben möchte. Krönung wird am Sonntag nach der Fahrerparade ein Showrun im McLaren MP4/8 von 1993 sein, dem Auto, mit dem Senna seinen letzten Grand-Prix-Sieg feierte: "Ein unglaubliches Auto. Ich liebe, wie es sich fährt und wie es aussieht. Die Chance zu haben, es hier 30 Jahre nach diesem schwarzen Wochenende zu fahren, bedeutet mir viel."