Ferrari-Junior Oliver Bearman war die Sensation beim Grand Prix in Saudi-Arabien. Mit nur einem Training als Vorbereitung fuhr der 19-jährige Brite als Ersatz für Carlos Sainz ohne Fehl und Tadel auf einen beachtlichen siebten Rang. In Imola steht er nun vor seinem nächsten F1-Einsatz. Diesmal fährt er das erste Training für Haas. Nachdem der Abgang von Nico Hülkenberg zu Sauber bereits feststeht, ist dort für 2025 mindestens ein Platz frei. Bearman lässt keinen Zweifel daran, dass er diesen haben will.

Oliver Bearman: Muss mir Formel-1-Cockpit bei Haas verdienen

"Natürlich sehe ich es als meine Chance. Aber nur, weil jetzt ein Platz frei ist, heißt das nicht, dass ich darauf ein Anrecht habe. Ich muss da rausgehen und ihn mir mit guten Leistungen in der Formel 2, aber auch in den sechs FP1s, verdienen. Ich muss gute Leistungen zeigen und beweisen, dass ich bereit bin, nächstes Jahr in der Formel 1 zu sein", gibt Bearman sein Ziel klar aus. Dass Ferrari in ihm das Potential sieht, ist klar. Nicht umsonst hat Maranello gleich sechs FP1-Ausfahrten mit Kundenteam Haas arrangiert. Pflicht wären laut Reglement nur zwei.

Haas-Ersatzfahrer Oliver Bearman im Interview mit Damon Hill
Am Donnerstag traf Oliver Bearman Ex-Formel-1-Weltmeister Damon Hill, Foto: LAT Images

Und nicht nur so wird Bearman auf die Formel 1 vorbereitet. Auch mit dem 2022er-Ferrari durfte er bereits in Fiorano testen. "Jedes Mal, wenn ich ein F1-Auto fahre, dann mehrt sich meine Erfahrung. Ich habe immer noch nicht viele Runden in der Formel 1 im Vergleich zu den anderen Jungs hier. Ich will mich weiter steigern", gibt er an. Und an Selbstbewusstsein mangelt es ihm ebenfalls nicht: "Ich hatte von Beginn an nie Zweifel an meinen Fähigkeiten. Ich wusste immer, dass ich gut genug war, um mitzukämpfen. Immer wenn ich in eine neue Rennserie kam, war ich gleich konkurrenzfähig. Das stand für mich nie in Frage. Ich habe großes Vertrauen in meine Fähigkeiten."

Bearmans Formel-2-Saison bisher ein Desaster, aber dafür gibt es Gründe

Einfach reinsteigen und überzeugen? Genau das war in Jeddah der Fall, und das weiß Bearman: "Während des Wochenendes in Saudi-Arabien habe ich, unter sehr schwierigen Umständen, allen bewiesen, dass ich das Zeug dazu habe, ein Formel-1-Fahrer zu sein." Dennoch gilt es, noch mehr Beweise für die F1-Tauglichkeit zu erbringen. Und dabei geht es nicht nur um Trainingsleistungen, sondern auch um seine momentane Hauptrennserie: "Natürlich sind diese sechs Trainings eine große Gelegenheit, meint Talent zu beweisen und zu zeigen, was ich kann. Ich schreibe ihnen aber nicht mehr Gewicht als der Formel 2 zu, denn du musst auch zeigen, dass du dich im Rennen messen kannst. Es geht nicht nur darum, schnelle Runden zu drehen. Also sehe ich es 50:50 "

Prema-Fahrer Oliver Bearman
In der Formel 2 hatte Bearman 2024 bisher die Seuche, Foto: LAT Images

Dort lief es dort 2024 bisher überhaupt nicht. In der Formel-2-Gesamtwertung liegt Bearman momentan auf Rang 19 mit zwei mageren Pünktchen. Das Gute aber ist, dass es dafür einleuchtende Erklärungen gibt: "Bahrain ist für uns ein bisschen eine Problemstrecke, da taten wir uns schon letztes Jahr schwer. In Jeddah war ich auf Pole [bevor der Anruf von Ferrari kam und er Formel 1 statt Formel 2 fuhr, Anm. d. Red.] und in Australien war ich in der ersten Startreihe, dann ging mein Motor hoch. Es gab also einige erschwerende Umstände, die uns rausgeworfen haben."

Sperre droht: Oliver Bearman schon bald als Magnussen-Ersatz in der Formel 1?

Trotz des Fehlstarts glaubt der Youngster noch an seine Titelchance in der Formel 2. Doch könnte er auch bald wieder in der Formel 1 sein zweites Rennen fahren. Kevin Magnussen steht bekanntlich kurz vor einer Rennsperre. Dessen ist sich Bearman selbstverständlich bewusst: "Ich werde Ersatz für Ferrari sein, aber damit bin ich auch Ersatz für Haas. Also bin ich natürlich bereit. Ich habe in Saudi-Arabien bewiesen, dass ich bereit dafür bin. Also ja, wenn ich diesen Anruf bekomme, dann springe ich gerne ein. Aber natürlich ist das nicht die Art und Weise, wie ich einen Renneinsatz bekommen möchte. Aber wenn es der Fall ist, dann erfülle ich gerne meine Pflicht."

2025 könnte Bearman den Dänen dauerhaft ersetzen, oder sein neuer Teamkollege werden. So oder so streut er der Haas-Mannschaft bereits Rosen, insbesondere dem neuen Teamchef Ayao Komatsu: "Von Anfang an bin ich wirklich gut mit Ayao klargekommen, er ist ein wirklich positiver Einfluss auf das Team. Ich habe etwas Zeit mit ihm verbracht, beispielsweise bei der Sitzanpassung zu Beginn des Jahres, und alle scheinen wirklich motiviert zu sein. Das Team hat bisher eine großartige Saison." Am Freitag gilt es dann nicht nur durch nette Worte, sondern auch durch Leistung eine weitere Empfehlung für das Haas-Cockpit abzugeben.

Kevin Magnussen ist bei weitem nicht der erste Formel-1-Pilot, dem eine Sperre drohte. Wir haben uns seine Vorgänger angesehen, und wie sie von der Schippe gesprungen sind: