Dass die vollständige Elektrifizierung der Fahrzeuge auch vor echten Offroader keinen Halt macht, war nur eine Frage der Zeit. Bei Mercedes kündigte man dies für die G-Klasse schon seit einigen Jahren an und stellte dazu auf der IAA 2021 auch ein eigenes Concept-Car vor. Rund drei Jahre später ist es jetzt soweit und Mercedes enthüllt die Serienversion. Auffällig ist zunächst die Namensgebung, denn während alle anderen vollelektrischen Ableger der Stuttgarter die EQ-Kürzel im Modellnamen bekamen, gilt dies für die 4,62 Meter lange G-Klasse nicht. Statt „EQG“ hört der Offroader auf den Namen „G 580 mit EQ-Technologie“.

Mercedes, G 580, EQ
Foto: Mercedes-Benz

Ladekabel statt Reserverad

Als Erkennungsmerkmal und für die Einordnung im Modellportfolio wäre eine simple „EQG-Plankette“ wohl für viele leichter gewesen. Nichtsdestotrotz kann man die E-Version vom regulären Verbrenner mit geschultem Auge auch relativ leicht optisch auseinanderhalten, beispielsweise an der neuen Grill-Licht-Komponente der Front. Optional ist diese als schwarzes Panel ausgeführt, ist zum Großteil geschlossen sowie mit einem LED-Leuchtband umrandet. Die serienmäßigen Matrix-LED-Mulitbeam-Lichter sitzen ebenfalls in einem schwarzen Gehäuse. Weiters fallen die erhöhte Motorhaube sowie die stärker ausgestellten Kotflügel auf, welche zusätzlich sogenannte „Air Curtains“ besitzen, um die Aerodynamik zu verbessern. Auch die A-Säule und die Dachkanten wurden überarbeitet und windschnittiger gemacht. Am Heck fällt insbesondere die (optionale) Box anstelle des Reserverads auf. Hier lassen sich das Ladekabel und sonstige Tools verstauen, die man eventuell nicht im Kofferraum herumliegen haben möchte. Der Stauraum hinter der Rückbank bietet aber auch so ordentlich Platz: 555 bis maximal 1.990 Liter gehen in die Elektro-G-Klasse.

Mercedes, G 580, EQ
Foto: Mercedes-Benz

Der Rest des Interieurs dürfte G-Klassen-Fans bereits bekannt sein. Die rechteckige Display-Landschaft setzt sich aus zwei 12,3-Zoll-Screens mit neuester MBUX-Software zusammen, zwei weitere Bildschirme gibt es optional für Passagiere im Fond. Für den Fahrer steht weiters eine Augmented-Reality-Funktion zur Verfügung. Zusätzliche Kameras rund ums Fahrzeug erleichtern zudem das Offroaden und ermöglichen auch einen Blick „durch“ die G-Klasse an die Frontstoßstange. Außerdem gibt es Schaltflächen für den Schnellzugriff auf bestimmte, für den Offroadbetrieb bedeutsame Fahrzeug-Funktionen. Dazu gehören unter anderem der künstliche Horizont, der Kompass, die Höhenlage, die Lenkwinkel der Vorderräder, das Drehmoment sowie Reifendruck und -temperatur.

Mercedes, G 580, EQ
Foto: Mercedes-Benz

Mercedes schaut sich Panzer-Manöver ab

Wer jetzt denk, dass man im Elektro-Mercedes Einbußen bei der Geländetauglichkeit hinnehmen muss, liegt falsch. Hier steht die vollelektrische G-Klasse dem Verbrenner-Modell um nichts nach – im Gegenteil. Nach wie vor baut der Mercedes auf einer klassischen Leiterrahmenkonstruktion mit Einzelradaufhängung vorne und Starrachse hinten auf. Die Watttiefe wurde um 15 auf 85 Zentimeter gegenüber der Verbrenner-Version erhöht. Die vier Permanentmagnet-Synchronmotoren sitzen jeweils an den einzelnen Rädern und lassen sich auch individuell ansteuern, um unter anderem das Drehmoment bestmöglich zu verteilen. Mit dieser Technologie lässt sich der Offroader wie ein Panzer auf der Stelle um 360 Grad drehen (G-Turn), da jedes Rad gleichzeitig in eine unterschiedliche Richtung drehen kann. Jedes E-Aggregat besitzt auch ein eigenes Zweigang-Getriebe für die zuschaltbare Geländeuntersetzung. Aus dem Stand sprintet der G 580 EQ mit seiner Systemleistung von 587 PS und insgesamt 1.164 Nm in 4,7 Sekunden von null auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit wird bei 180 km/h elektronisch abgeriegelt. Für das passende Sounderlebnis gibt es ein künstlich erzeugtes V8-Motorengeräusch.

Mercedes, G 580, EQ
Foto: Mercedes-Benz

Die Grundlage des Antriebs bildet die 116-kWh-Batterie, welche aus insgesamt 12 Modulen besteht und für eine Reichweite von bis zu 473 Kilometer ausgelegt ist. Geladen wird mit maximal 200 kW Gleichstrom oder 11 kW Wechselstrom. Am Schnelllader soll laut Mercedes ein Nachladen in 32 Minuten von 10 auf 80 Prozent möglich sein.

Die E-Version hat ihren Preis

Infos zum genauen Marktstart müssen wir noch abwarten. Online konfigurierbar ist der Mercedes G 580 mit EQ-Technologie bereits. Dann sieht man auch den stolzen Preis des Elektro-Offroaders: 142.621,50 Euro. Für das Sondermodell „Edition One“ muss man weitere knapp 50.000 Euro auf den Tisch legen.